Wanderung Zur Kampenwand - Gipfelstürmergeschichten Teil 1
- Ines Holstein
- 14. Okt. 2022
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Sept. 2023
Wandern am Chiemsee - Ein Rundweg voller Felsen wie aus dem Nichts aus der Erde gestampft
Es ist ein unglaublich befreiendes Gefühl, einfach mal Gedanken kommen und gehen zu lassen und sich ganz auf sich zu konzentrieren und nur mit sich selbst Zeit verbringen zu können. Auch wenn vielen von euch, alleine zu reisen vielleicht etwas Angst machen sollte, ihr solltet es durchaus mal ausprobieren. Mehr zu dem Thema alleine wandern und reisen, findet ihr auch in meinem Blogbeitrag:
Da ich eine begeisterte Hobby-Wanderin bin und der Ausblick auf verschiedene Landschaften in mir einfach ein Gefühl von Freiheit und Frieden auslöst, werdet ihr hier auch zukünftig noch viele weitere Wanderabenteuer finden, um diese nachzuwandern oder auch, um sich gedanklich einfach mal auf den Weg zu machen und den Alltag hinter sich zu lassen. Mit diesen Worten starten wir unser Abenteuer. In diesem Beitrag stelle ich euch eine eher bekanntere Strecke in den Chiemgauer Alpen vor, die aber gerade in der Nebensaison auch nicht überfüllt ist. Ich durfte diese Wanderung an einem wunderschönen Tag mit strahlendem Sonnenschein bestreiten und möchte meine Eindrücke hier mit euch teilen.
Die Wanderung zur Kampenwand war eine der Strecken während meiner Zeit am Chiemsee, auf der ich meisten Menschen traf. Das lag aber bestimmt auch daran, dass die Aussicht von der Kampenwand aus besonders bekannt und reizvoll ist. Die kontrastreiche Landschaft drum herum lädt dazu ein, den doch ziemlich steinigen und steilen Aufstieg auf die Kampenwand zu wagen. Wenn man diesen schafft, kann man wie ich finde wirklich stolz auf sich sein, da der letzte Abschnitt jedoch in der Hochsaison oft überfüllt ist, sollte man hier nicht unbedingt zur Mittagszeit sein Glück versuchen, da es nach meiner Meinung schwierig ist, hier das eigene Tempo zu berücksichtigen.
Die restliche Strecke ist zwar ebenso gut besucht, jedoch verteilen sich die Wanderer hier besser, sodass hier keine Wander-Karawanen entstehen.
Wegbeschreibung: Route zur Kampenwand am Chiemsee

Start- und Endpunkt des Rundwanderweges ist der Parkplatz Kohlstatt in Aschau, der auch vom Bahnhof aus erreicht werden kann. Dann solltet ihr jedoch 20 bis 30 Minuten mehr einplanen. Ich startete an einem kalten Oktober Morgen um 10:00 Uhr am Kohlstatt Parkplatz in Aschau mit meiner Wanderung. Ein Tagesticket fürs Auto kostet hier nur 5€, was sehr erschwinglich ist. Jedoch solltet ihr genügend Kleingeld dabeihaben, da dieser mitten in einem Wohngebiet liegt. Es gibt aber auch eine App, die man sich herzu herunterladen und dann per Kreditkarte bezahlen kann.
Für jemanden wie mich, der ursprünglich aus dem Norden kommt und enge Straßen mit starke Steigungen nicht gewohnt ist, war die Aufregung nicht nur wegen der bevorstehenden schönen Wanderung groß, sondern auch aufgrund der einspurigen Straße, die zum Parkplatz führt. Als ich dann aber auf dem Parkplatz heil angekommen war, schlüpfte ich in meine Wanderschuhe und das Abenteuer konnte beginnen. Bis hoch zur Aschauer Maißalm verlief der Weg auf eine asphaltierte Straße direkt neben einem kleinen wasserfallartigen Bächlein immer weiter aufwärts Stück für Stück. Besonders spektakulär ist dieser Abschnitt von der Aussicht her noch nicht, es fühlte sich eher so an, als ob es erstmal darum ginge ein paar Höhenmeter zurückzulegen , bevor man so richtig in die Natur eintauchen konnte und es mal kurze Abschnitte gab, die man weitergehen konnte, ohne das Kribbeln und ziehen in den Knien und Oberschenkeln deutlich zu spüren.
Nach einer 3/4 Stunde kam ich dann aber bei der Maißalm an und legte hier bereits einen ersten kleinen Stopp ein. Am Morgen war es noch relativ ruhig hier und gegenüber der Hütte hatte man einen wunderbaren Blick auf bunte Wälder und den weiteren Verlauf des Wanderweg, der sich als breiter Kiesweg weiter durch die Hügel schlängelte. Von der Maißalm aus ging es frohen Mutes weiter aufwärts gen Kampen- und Gedererwand.

Nach der zweiten Kreuzung wurde die Strecke wieder etwas steiler und entpuppte sich im weiteren Verlauf als ziemlich felsiger Aufstieg. Wie oft habe ich auf meinen Strecken die Wanderer mit Wanderstöcken beneidet, eine Investition die sich hier vielleicht doch ganz gut rentiert hätte. Trotzdem setzte ich weiter voller Ehrgeiz und Adrenalin einen Fuß vor den anderen und kletterte die Steine weiter hoch in Richtung Roßboden. Auch wenn man auf der Strecke auf die Markierung achten musste, damit man nicht vom Weg abkam, ist alles sehr gut ausgeschildert und der Aufstieg durch den Wald lohnt sich allemal, schon alleine, weil die Bäume einem Schatten spenden. Das wurde mir ebenso spätestens klar, als sich der Wald vor mir beim Roßboden lichtete und mir einen herrlichen Blick auf verschiedenste Bergspitzen ermöglichte. Ich war nun bestimmt schon 1 1/2 Stunden unterwegs gewesen, wenn nicht sogar länger. Beim Wandern ist es mir meistens allerdings gar nicht wichtig, möglichst schnell ans Ziel zu gelangen im Gegenteil. Oft finde ich, verpasst man dadurch abwechslungsreiche und wertvolle Eindrücke und kann die Atmosphäre drum herum gar nicht richtig auf sich wirken lassen.

Nach kurzer Rast am Roßboden ging es für mich weiter. Nun trennten mich nur noch einige 100 Meter von der Steinlingalm und diese zeigt mir bereits, wie sehr sich der Aufstieg bis hierhin gelohnt hatte. Bestimmt 6-mal hielt ich auf der letzten kurzen Strecke an, nur um den beeindruckenden Ausblick auf den Geigelstein zu bewundern, hinter dem völlig still und riesig der Chiemsee lag. Einfach ein magischer Ort und beeindruckend, wie die Steinwände in den Alpen hier so pompös direkt aus dem Boden zu wachsen scheinen. Und unglaublich wie Menschen da oben auf der anderen Seite es meistern, diesen riesigen Stein hinauf zu krakseln ohne jeglichen Anflug von Angst oder Panik. Nachdem ich diese besondere Aussicht aufgesogen und mindestens 20 Fotos von ein und demselben Motiv, man kennt es, im Kasten hatte, widmete ich mich den letzten Metern. Kurz darauf war die Kampenwand mit der davorliegenden Steinlingalm in Sichtweite.

Als ich dort ankam, staunte ich nicht schlecht, wie viel hier los war. Ein kleiner Tipp am Rande hier: Packt sicherheitshalbe immer etwas mehr Proviant ein, denn wer nicht lange anstehen mag, kann es sich auch gut auf dem Berg auf der Wiese gemütlich machen und hier picknicken. Abwechslungsreicher konnte die Aussicht von dort oben gar nicht sein - die Alpen, die Seen, die grünen Gräser, lauter bunte Baumkronen in der Ferne und blauer Himmel soweit das Auge reicht. Genau solche Momente sind es, wo ich mich mit der Natur komplett verbunden fühle und alles um mich vorbeizieht und ich das drumherum vergessen kann, weil der Moment in jetzt und hier gerade so kostbar und eigentlich viel zu schön ist, um wahr zu sein. Ich fühlte mich so glücklich, diese Strecke gemeistert zu haben, sodass sich ein wärmender Gedanke und ein riesiges Lächeln auf meinem Gesicht breitmachten, als ich meinen Kopf und Körper in Richtung Sonne wendete.
Da die Kampenwand auch an diesem Tag ziemlich überlaufen war, entschied ich mich anstatt der Kampenwand lieber nur die Teststrecke, die ein kleinerer Wetterkalkstein in unmittelbarer Nähe darstellt, zu erklimmen. Dieses war deutlich entspannter und von der Aussicht her mindestens genauso beeindruckend, so möchte ich zumindest behaupten und so konnte ich dem Trubel problemlos entfliehen.
Wie schon gesagt, jeder in seinem Tempo und bei solchen langen aber auch steilen Strecken sollte man immer vorsichtig sein und sich seine Kräfte gut einteilen. Diese Adrenalinkicks, die ich auch nur zu gut kenne, wenn einen erstmal etwas gepackt hat, das ist ein wundervolles Gefühl, aber man sollte es nie übertreiben oder leichtsinnig werden … Aber das soll hier auch keine Moralpredigt werden. Auf alle Fälle gibt es oben an der Teststrecke auch ein Gipfelkreuz und ich finde daher reichte dies für mich vollkommen aus, denn ich hatte heute bereits einige Kilometer gemeistert.

Nach ausgiebiger Pause wanderte ich auf dem gleichen Weg wieder zurück und erreichte pünktlich kurz vor dem Sonnenuntergang die Talstation. Auf dem Rückweg kamen mir wie oft beim Wandern, wenn ich alleine unterwegs bin, viele Gedanken in den Kopf, die mich teilweise traurig stimmten, aber mich auch daran erinnerten, dass man im Leben immer so gut es geht, seinem Herzen folgen und seinen Träumen hinterherjagen sollte. Auf der Rückfahrt mit dem Auto erlebte ich dann eines der schönsten Farbspiele am Himmel und konnte der Sonne im Rückspiegel zusehen, wie sie sich langsam verabschiedete und den Platz mit dem Mond und den Sternen tauschte. Danke liebe Sonne, dass du mich auch heute wieder begleitet hast.
Vollgepackt mit vielen schönen Glücksmomenten lief ich weiter über den Panoramaweg bis zur Seilbahnstation der Kampenwand. Dann entschloss ich mich dazu, die Strecke doch lieber zurückzuwandern anstatt die Seilbahn zu nehmen, um die Aussicht noch etwas länger genießen zu können und auch noch ein etwas mehr Zeit für mich zu nehmen, um alles auf mich wirken zu lassen.

So ging es in ruhiger Nachmittagsstimmung bergab auf breiten Kieswegen zur Schlechtbergalm begleitet von herrlichen Ausblicken auf das Priental mit seiner herbstlichen bunten Blätterpracht. Danach ging es wieder ab in den Wald hinein. Auch wenn die Strecke an sich einfach zu bewältigen war, dauerte der Rückweg länger als gedacht. So kam ich ziemlich erschöpft aber dennoch ziemlich überwältigt von den vielen Marmeladenglas Momenten, Glücksgefühlen und der Leichtigkeit, die mir dieser Tag gebracht hatte, bei Sonnenuntergang wieder am Parkplatz in Kohlstatt an. Oft ist es gut, sich bewusst die Zeit zu nehmen, um mit sich selbst spazieren gehen, um mal in sich hineinzuhören. Beim Wandern kommen und gehen bei mir oft die Gedanken Mal muss man sich auf die Strecke konzentrieren, mal kann man mehr seiner inneren Stimme lauschen. Das möchte ich euch auch an Herz legen: Lasst eure Gedanken kommen und gehen. Habt keine Angst vor der Zukunft und denkt daran, immer im Hier und Jetzt zu leben. Gestern könnt ihr nicht mehr ändern und morgen kann alles schon ganz anders sein.
Ich bin dankbar für diesen wunderbaren Tag, die strahlende Sonne, dass mich meine Beine diesen Berg hochgetragen haben, die beeindruckenden Aussichten und die kleinen Momente, die mich daran erinnern, glücklich auf dieser Welt zu sein.
Vielen Dank fürs Zuhören!
Allgemeine Informationen zur Wanderroute
Zur Wanderroute
Weitere Informationen zu der Wanderroute, an der ich mich orientiert habe, findet ihr hier: https://www.gamssteig.de/touren/kampenwand-ostgipfel

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