Wanderung Zur Hochplatte - Gipfelstürmergeschichten Teil 2
- Ines Holstein
- 29. Jan. 2023
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. Sept. 2023
Die Hochplatte liegt ganz in der Nähe von der Kampenwand nur auf der anderen Seite als die Steinlingalm. Falls euch weitere Wanderoptionen zur Kampenwand in den Chiemgauer Alpen interessieren, dann schaut gerne auch bei meiner Gipfelstürmergeschichte Teil 1 vorbei.
Aber nun stürzen wir uns erstmal in einen neuen Tag voller wunderbarer Ereignisse. An einem sehr nebeligen Herbstmorgen fuhr ich Richtung Maquartstein von meiner Ferienwohnung in dem kleinen Ort Seeon am Klostersee los. Draußen war es an diesem Morgen so bitterkalt, dass ich die Scheiben des Autos erstmal freikratzen musste, bevor ich meinen Ausflug starten konnte. Die Autofahrt gestaltete sich sehr entspannt, denn auf den weiten Landstraßen war kaum Verkehr und ich persönlich liebe es, morgens im Auto die Musik so richtig schön laut aufzudrehen und aus voller Kehle mitzusingen. Vor allem hilft dies wunderbar beim Wach werden. Damit konnte der Tag ja nur gut werden oder seid ihr da anderer Meinung?
Als ich in Maquartstein ankam, verzog sich der Nebel und die Sonne trat langsam hinter den Berggipfeln hervor und direkt hinter dem Ortsschild grasten einige Kühe und das klassische Alpen- und Bayernfeeling machte sich durch den Klang der Glocken, die sie um den Hals trugen, gleich bemerkbar. Klar, wenn ihr vom Land oder sowieso direkt aus Bayern kommt, dann mag das nichts Besonderes sein, aber ich war für diese ruhige und idyllische Atmosphäre an diesem Morgen unfassbar dankbar. Vorbei an der Weide fuhr ich weiter bis zum Wanderparkplatz an der Talstation der Hochplattenbahn. Die Hochplattenbahn ist eine Seilbahn, die einem Skilift ähnelt und euch für gerade mal 10 € pro Person den Berg hoch bis zur Staffn-Alm und auch wieder zurückbringt. Weitere Informationen zur Hochplattenbahn sowie Informationen zu aktuellen Öffnungszeiten und Preise findet ihr hier.
Direkt am Wanderparkplatz beginnen eine Vielzahl von Wanderwegen verschiedener Länge und Schwierigkeitsgrades, die sehr gut ausgeschildert sind. Wenn ihr bereits andere meiner Wanderbeiträge gelesen habt, könnt ihr euch vielleicht denken, dass ich mich dafür entschied, den Berg natürlich hochzuwandern und nicht hochzufahren. Meine ursprüngliche Wanderroute sollte eigentlich eine Rundtour über die Rachlalm zur Hefter-Alm werden, die lediglich drei Stunden dauert. Doch Ines wäre nicht Ines, wenn sie ihre Pläne manchmal nicht spontan doch änderte. Aber alles zu seiner Zeit. Von der Talstation aus wanderte ich über einen breiten Forstweg durch den Wald, neben vielen kleinen Bächen und Quellen entlang. Die Sonne schien fröhlich durch die Baumwipfel hindurch und immer wieder konnte ich einen Blick auf die Täler drumherum und den Sessellift erhaschen. Wie ruhig und wunderschön dieser Ort einfach war.

Nach ungefähr einer Stunde eröffnete sich dann eine herrliche Berglandschaft vor mir. An der Kreuzung zur Rachlalm begegnete ich einer Frau mit Hund, die mir mitteilte, dass die Rachl- und Hefter-Alm zu dieser Jahreszeit (Ende Oktober) leider schon geschlossen haben. Zuerst wollte ich meiner ursprünglichen Wanderroute treu bleiben, aber da sie mir erzählte, dass sie hier aus der Gegend kam und öfters auf diesem Wanderweg unterwegs war und mir anbot ein Stück gemeinsam zu gehen, entschied ich mich kurzerhand, mit ihr weiter zur Bergstation der Hochplattenbahn zu wandern, während die Sonne immer weiter am Himmel emporstieg. Der Austausch mit der Frau machte einen Teil der Strecke deutlich unterhaltsamer und geselliger. Wenn man alleine unterwegs ist, kommt man meist auch viel einfacher mit Menschen ins Gespräch und manchmal tut es einfach auch gut, nicht den ganzen Weg alleine gehen zu müssen. Ich begleitete die Frau bis zur Staffn-Alm, wo sie eine Pause einlegte. Von der Euphorie und dem Adrenalin der letzten Meter gepackt, entschied ich mich jedoch spontan nach einer kleinen Verschnaufpause dazu, doch noch eine längere Strecke heute zurückzulegen als ursprünglich geplant. Ich folgte fröhlich und gespannt den Schildern Richtung Hochplatte.
Hierbei ging es erst über Felder und einen breiten Schotterweg hoch gen Bergspitze, bis ich die Lichtung eines weiteren Wäldchens erreichte. Auf einem schmaleren Felsenweg mit deutlich stärkerer Steigung stieg ich weiter tapfer Höhenmeter um Höhenmeter hinauf. Ein ganz schön anstrengender Weg, bei dem sich der Aufstieg ziemlich in die Länge zog. Zwischendurch überlegte ich immer wieder, ob ich nicht vielleicht doch umdrehen sollte … Eigentlich wollte ich heute doch nur eine kleine Wanderung machen; aber das war nun keine Option mehr. Der Weg windete sich immer mehr in die Höhe und auf den letzten Metern, bevor die Baumkronen verschwanden, musste ich mich bei dem ganzen steinigen Geröll besonders konzentrieren, um nicht zu stolpern oder auszurutschen. Jedoch sollte ich für meine Anstrengung belohnt werden. Nachdem ich aus dem Waldstück getreten war, erhob sich in einiger Entfernung klar und deutlich die Kampenwand auf der einen Seite und auf der anderen die Hochplatte vor dem strahlend blauen Himmel. Wenn ihr an der Gabelung links abbiegt, dauert es noch circa 40 Minuten, bis man oben am Gipfel der Hochplatte angelangt ist. Ich entschloss mich allerdings dazu, den breiten Fahrweg weiter bis zur Piesenhausener-Alm auf 1300 Höhemetern zu wandern und hier eine Pause einzulegen, denn die Sonne schien so wunderbar auf das Häuschen zwischen den Bergen, dass es sich einfach perfekt in die Landschaft einfügte. Irgendwie ein sehr surrealer und zauberhafter Moment, der sich hier abspielte. Momente dieser Art erlebe ich meistens nur beim Wandern oder beim Unterwegs sein in der Natur.

Die Piesenhausener-Alm kann ich euch wirklich sehr ans Herzen legen. Neben herrlichem Kakao und Apfelkuchen solltet ihr auf alle Fälle eine der herrlichen Brotzeiten probieren. Eine der leckersten meiner Meinung nach, die ich bisher auf meinen Wanderungen gegessen habe. Es war einfach wunderbar in der Sonne auf einer der Bänke zu sitzen, zu lesen, zu träumen und die Seele baumeln zu lassen. Während des Essens genoss ich den sagenhaft herrlichen Ausblick auf den Chiemsee und die umliegende Tallandschaft.
Nach ausgiebiger Pause, waren meine Akkus wieder aufgeladen und ich wanderte ich auf gleichem Wege wieder zurück und erreichte pünktlich kurz vor dem Sonnenuntergang die Talstation. Auf dem Rückweg kamen mir wie oft beim Wandern, wenn ich alleine unterwegs bin, viele Gedanken in den Kopf, die mich teilweise traurig stimmten, aber mich auch daran erinnerten, dass man im Leben immer so gut es geht, seinem Herzen folgen und seinen Träumen hinterherjagen sollte.
Auf der Rückfahrt mit dem Auto erlebte ich dann eines der schönsten Farbspiele am Himmel und konnte der Sonne im Rückspiegel zusehen, wie sie sich langsam verabschiedete und den Platz mit dem Mond und den Sternen tauschte. Danke liebe Sonne, dass du mich auch heute wieder begleitet hast.

Zur Wanderroute
Alle wichtigen Informationen zur Wanderroute und weitere Details zur Strecke findet ihr hier: Wanderung auf die Hochplatte, von Marquartstein aus | auf-den-berg.de
Länge der Wanderung & Wegbeschaffenheit
Für die Wanderung von der Tal- bis zur Bergstation der Hochplattenbahn sollten ca. 1-1,5 Stunden eingeplant werden, danach braucht es bei durchschnittlichem Tempo nochmals mind. 1,5 Stunden bis zur Priesenhausener-Alm. Bis zum Gipfel der Hochplatte dauert es noch weitere 40 Minuten. Wichtig ist, dass ihr in eurem Tempo unterwegs seid und euch von anderen nicht stressen lasst. Nehmt euch auf alle Fälle genügend zu trinken mit.
Bis zur Bergstation der Hochplattenbahn verläuft die Route auf eine, breiten Kiesweg, ab dem Wald zum Aufstieg der Hochplatte wird es steiniger, hier solltest ihr nach meinem Gefühl besonders aufpassen und genügend Ausdauer mitbringen. Dadurch, dass der Weg zum Teil von Bäumen bedeckt wird und an der Nordseite entlangführt, kann es auf den Wegen insbesondere in kälteren Jahreszeiten zu Nässe kommen, wodurch es rutschig werden könnte.
Einkehrmöglichkeiten
Es befinden sich einige Hütten auf dem Weg, die wirklich super schön gelegen sind und ein gutes Angebot an Speisen und Getränken bieten. Hierzu zählen die Staffn-Alm und Priesenhausener-Alm. Im Sommer besteht ebenso sie Möglichkeit in der Rachl-Alm oder Hochplatten-Alm einzukehren. Informiert euch vor eurer Wanderung am besten über die Öffnungszeiten, solltet ihr nicht während der Hauptsaison unterwegs sein.











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